Hannover Messe: Gastland Indonesien gefährdet Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern

amnesty logoIndonesien, diesjähriges Gastland der Hannover Messe, gefährdet mit einem 2020 verabschiedeten Gesetz wichtige soziale und arbeitsrechtliche Standards. Dies kritisiert Amnesty International anlässlich der Eröffnung der digitalen Industrieausstellung. Das neue Gesetz schränkt wichtige Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte ein, unter anderem fördert es indirekt Kinderarbeit auf Palmölplantagen. ¬

BERLIN, 09.04.2021 – Amnesty International kritisiert anlässlich der Eröffnung der Hannover Messe, dass das Gastland Indonesien die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern stark eingeschränkt hat. Mit dem „Omnibus Law On Job Creation“, einem 2020 verabschiedeten Sammelgesetz, hat der indonesische Staat im vergangenen Jahr fast 80 Einzelgesetze geändert. In seiner Gesamtheit ist das Gesetz ein schwerwiegender Rückschritt gegenüber den bisher erreichten sozialen und arbeitsrechtlichen Standards in Indonesien, die eingeführt wurden, nachdem das Land dem Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (ICESCR) sowie verschiedenen Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) beigetreten war. Das Gesetz ist eine große Gefahr für grundlegende arbeitsrechtliche Garantien wie faire, existenzsichernde Löhne, sichere Arbeitsbedingungen und eine angemessene Arbeitszeit.

„Amnesty International hat auf Palmölplantagen dokumentiert, dass vielen Arbeiterinnen und Arbeitern schon jetzt ein unrealistisch hohes Arbeitspensum vorgegeben wird, das sie kaum erreichen können und so am Ende nur den ohnehin niedrigen Mindestlohn erhalten“, sagt Esther Hoffmann, Indonesien-Expertin bei Amnesty International in Deutschland. „Um die Vorgaben zu erreichen, müssen andere Familienangehörige ebenfalls mitarbeiten, darunter auch Kinder.“

In ihrer Kritik wendet sich Amnesty International auch direkt an die deutsche Wirtschaft. Dazu Hoffmann: „Amnesty fordert von deutschen Unternehmen, während der Hannover Messe im Sinne ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten darauf hinzuwirken, dass ihre indonesischen Partnerfirmen in ihrer jeweiligen Wertschöpfungskette nicht gegen grundlegende Menschenrechte und Arbeitsstandards verstoßen.“ Gerade vor der weiterhin wachsenden Rolle Asiens als Wirtschaftspartner müssten Unternehmen und Regierungen menschenrechtlichen Standards mehr Gewicht beimessen, so Hoffmann.

Auch die Bundesregierung ist hier gefragt, ihren Einfluss geltend zu machen: Sie kann bei der indonesischen Regierung darauf drängen, das Sammelgesetz so schnell wie möglich zu überarbeiten, um sicherzustellen, dass es mit den international geschützten Rechten von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern konform ist. Dazu gehören ein existenzsichernder Mindestlohn, eine Absicherung der Arbeitsverhältnisse für Zeitarbeiterinnen und Zeitarbeiter sowie angemessene Erholungszeiten.

Die Auswirkungen des Omnibus-Gesetzes sind ein Verstoß gegen das im ICESCR verankerte Rückschrittsverbot: Ein einmal erreichter Standard wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Rechtsgarantien darf nicht unterschritten werden. In Indonesien ist das Risiko für viele Menschen groß, von sicheren in prekäre Lebensverhältnisse abzurutschen. So werden Mindestlöhne nun stark pauschalisiert berechnet – und ohne Einbeziehung der Inflationsrate. Zudem ist nicht gesichert, dass ein Akkordlohn dem geltenden Mindestlohn entspricht. Zeitverträge können immer wieder erneuert werden, ohne in eine feste Anstellung umgewandelt zu werden.

Quelle: www.amnesty.de

 

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Kunst und Kultur

25.06.2024 Salongespräche - Für Otto


salongespräche 062024Erst ab 1980 wurde das wegweisende Schaffen von Otto Freundlich (1878–1944), der von den Nationalsozialisten verfemt und ermordet wurde, dank Ausstellungen, dem Erscheinen eines Werkverzeichnisses (1978) und seiner Schriften (1982) intensiver rezi...


weiterlesen...

Camp für Klimagerechtigkeit und


camp klima buechelEin Bündnis von Friedens- und Umweltorganisationen veranstaltet vom 3. bis 7. Juli das „Camp für Klimagerechtigkeit und nukleare Abrüstung“ auf dem Schützenplatz Hochkirchen im rheinländischen Nörvenich. Im Rahmen des fünftägigen Camps wird es vie...


weiterlesen...

L.A. Edwards mit ihrem Road-Song &


la edwardsDie Americana-Rockband L.A. Edwards veröffentlicht ihre letzte Single "El Camino" aus dem mit Spannung erwarteten Album "Pie Town", das am 5. Juli 2024 über die Bitchin' Music Group erscheint und von The Orchard / M.A.R.S. Worldwide vertrieben wir...


weiterlesen...

Host City Köln überträgt letzten


stadt Koeln LogoSpiele werden an unterschiedlichen Orten des EURO 2024 Festivals gezeigt

Die Gruppenphase der UEFA EURO 2024 in Deutschland geht in den letzten Spieltag. Viele Begegnungen finden zeitgleich statt. Anbei finden Sie eine Übersicht, welche Spiele wo ...


weiterlesen...

Komplexe Fragen, tiefgreifende Diskurse


phil.COLOGNE2024 Rosa MauHieronymus Ronneper lowresAm heutigen Dienstag geht die zwölfte phil.COLOGNE nach acht erfolgreichen Festivaltagen zu Ende. Insgesamt 21.000 Menschen besuchten die erneut rund 60 Veranstaltungen des internationalen Philosophiefestivals in Köln, darunter 4.000 Schüler:innen...


weiterlesen...

Erweiterung der Ost-West-Achse:


VCDKöln, den 24. Juni 2024 Bei der Beschlussvorlage und der Berichterstattung über die Kapazitätserweiterung der Ost- West-Achse wird der Eindruck erweckt, dass eine entsprechende Förderung durch Bund und Land bereits gesichert sei. Tatsächlich ist j...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.