Interview mit Alexander Meyen über Yoga
„Yoga ist für alle da und kinderleicht zu erlernen. Das einzige was du dazu brauchst, ist eine bequeme Unterlage, ein bisschen Platz und Zeit dafür. Und los gehts!“
Regelmäßig finden dienstags in der Zeit von 19:30 Uhr – 21:00 Uhr Yogakurse mit Alexander Meyen im MegaHerz statt. Dieser wird von der Krankenkasse gefördert und ist für Anfänger aber auch für Fortgeschrittene oder Wiedereinsteiger geeignet. Wir haben den Yogalehrer getroffen und ihm Fragen über diesen Kurs und über Yoga allgemein gestellt.
Hallo Alexander, was ist der Inhalt deines aktuellen Kurses im MegaHerz?
Wirkliche Schwerpunkte setze ich erst dann, wenn ich einen Kurs für Fortgeschrittene leite. Der Kurs im Megaherz vermittelt zunächst Grundlagen des Hatha Yoga, d h. ca. 10 Asanas (das sind die Körperstellungen), einfache Atemübungen und viele sogenannte Vorübungen die einfach zu erlernen sind und dem Teilnehmer schnell ein Gefühl von Entspannung und Energetisierung vermitteln. Ein Anfängerkurs ist immer auch sanft und rückenschonend, viele Übungen sind geeignet, Verspannungen im Körper, vor allem im Rückenbereich aufzulösen. Besonderen Wert lege ich auf die Beobachtung des Atmungsvorganges, und dass die Teilnehmer den Zusammenhang zwischen Atem, Gedanke und Bewusstsein begreifen. So kann jeder erfahren, dass sich psychischer Stress im eigenen Körper manifestiert hat und sich durch Yoga auflösen lässt. Außerdem erhält jeder Teilnehmer einen Plan, auf dem die Übungen abgebildet und erklärt sind. Somit kann man zu Hause etwas nachlesen oder alleine üben. Gerne mache ich auch leichte Partnerübungen, die den sozialen Prozess in der Gruppe fördern und sich großer Beliebtheit erfreuen. Es können sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene teilnehmen.
Wie wird der Unterschied kompensiert ?
Der Kurs in Mülheim ist für alle offen, das ist richtig. Ich habe öfter erlebt dass Anfänger und Geübte im selben Kurs sind. Dann ist viel pädagogisches Geschick gefragt. Die einen benötigen genaue Anweisungen, andere können die Asanas schon länger halten. Sie können Variationen einbauen, auf fortgeschrittene Weise bestimmte Positionen einnehmen oder wieder verlassen, Atemübungen länger machen etc.. Doch so können die einen auch von den anderen lernen. Man muss auch einfach sehen was für Menschen kommen, und dann mit ihnen arbeiten und nicht nur ein Lehrsystem abspulen, wie ich es öfter erleben konnte. Ich achte auch darauf, dass meine Gruppen nie zu groß werden.
Dieser Kurs wird von den Krankenkassen unterstützt. Wie genau sieht die jeweilige Förderung aus ?
Es gibt gemeinsame Handlungskriterien der Kassen die sich regelmäßig mit den großen Yogaverbänden zusammensetzen und Richtlinien vorgeben. Yogalehrer, die eine Ausbildung mit mind. 500 Stunden und einen pädagogischen Abschluss haben, werden grundsätzlich von Krankenkassen anerkannt. Meinen pädagogischen Diplomabschluss habe ich bereits 1997 an der Musikhochschule Köln gemacht.
Die Zusammenarbeit mit den Kassen läuft so: Am Ende des Kurses erhält jeder eine Teilnahmebescheinigung. Diese muss bei der jeweiligen Krankenkasse eingereicht werden und dann erfolgt die Rückerstattung von 70 - 90 % der Kursgebühr.
Seit wann machst du Yoga und warum?
Bewusst beschäftigt mit östlicher Philosophie und Mystik habe ich mich bereits während meiner Schulzeit. Das hat sicherlich damit zu tun, weil ich aus einem atheistisch geprägten Elternhaus komme und eher ein zurückgezogenes Kind war. Später lernte ich spirituelle Dinge wie Meditation und Mantra singen kennen und ernährte mich schon bald vegetarisch. Dann begann ich damit mich neben der Musik, dem modernen Ausdruckstanz zuzuwenden, und begriff, inspiriert durch die Erfahrung im Tanz und der Musik, dass mein Körper mehr und mehr zu meinem Werkzeug wurde. In der Bhagavad Gita fand ich dann diese wunderbare Metapher des Körpers als mein Fahrzeug, welches mich durchs Leben führt. Hatha Yoga zu praktizieren war und ist für mich einerseits Selbststudium und Forschung, andererseits eine wunderbare Methode mehr Achtung vor allem Lebendigen, dem eigenen Körper und der Schöpfung zu erlangen, und somit der Gegensatz zu Missbrauch und Gewalt. Schon früh wurde Mahatma Ghandi zu einem großen Vorbild von mir, da er Yoga und spirituelle Praxis mit sozialem Engagement verband. 2001 entschied ich mich eine Ausbildung zum Yogalehrer zu machen. Wenig später leitete ich die ersten Kurse in einer Kirchengemeinde in Kalk, damals noch ehrenamtlich, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Nach Beendigung der Ausbildung hatte ich Glück und wurde von einem Yogazentrum in Köln angestellt. Hier sammelte ich meine grundlegenden Unterrichtserfahrungen, leitete Kurse und Workshops, machte spezielle Weiterbildungen in Aryuveda, Rückenyoga, Meditations – und Atemtechniken.
Doch das powerte mich nach einer Weile auch unheimlich aus. Ich gab fast jeden Tag zwei bis drei Kurse, und hatte kaum mehr Zeit für die eigene Praxis. Die Gruppen waren mir oft zu groß, und ich konnte keine persönliche Beziehung zu den Teilnehmern aufbauen. Nach etwa 2 Jahren entschloss ich mich dort aufzuhören und meine eigenen Kurse anzubieten. Eine Zeitlang habe ich auch in einem Fitnessstudio einen Kurs angeboten, doch das passte überhaupt nicht dort hin. In diesem Jahr will ich noch einige Weiterbildungen in Kinderyoga machen, was mich vor neue Herausforderungen stellt. Yoga auch mit Kindern zu machen ist etwas ganz tolles.
In wieweit hat die Yogalehre dein Leben beeinflußt?
Wer einmal die positiven Auswirkungen des Yoga erfahren hat, der wird niemals mehr damit aufhören wollen. Das regelmäßige Praktizieren gehört seit Beginn der Ausbildung zu meinem Alltag und bestimmt ihn. Natürlich gibt es Phasen, wo ich das Üben etwas schleifen lasse, aber dann versuche ich mir eine Auszeit zu nehmen und wieder in meine eigene Praxis rein zu kommen. Yoga hat mir sehr dabei geholfen, seelische Krisen zu überwinden, wichtige Entscheidungen zu treffen, mit Dingen abzuschließen und mich neu zu orientieren. Es stimmt wirklich, dass aufgrund einer Selbstanalyse und der Erfahrungen des Hatha Yoga der Geist Veränderungen im Leben vornehmen kann. So bin ich von Drogen wie Zigaretten etc. weggekommen. Ich konnte allmählich ein Gefühl für das entwickeln, was gut ist für mich ist und was mir schadet, und Eigenschaften wie Gelassenheit und Hingabe an mein Tun entwickeln. Ich bin früher viel und sehr abenteuerlich gereist, Yoga hat mir immer geholfen mit dabei auftretenden Schwierigkeiten fertig zu werden. Insgesamt würde ich sagen, dass durch die Yogapraxis meine Lebensqualität zugenommen hat. Dies hat nichts zu tun mit Geld oder anderen materiellen Dingen.
Möchtest du in deinen Kursen etwas mitgeben?
Yoga ist nicht zu unterrichten so wie eine Fremdsprache oder Mathematik.
Das einzige was ich als Lehrer tun kann, ist dem anderen behilflich zu sein, sich einen eigenen Raum für Selbsterfahrung zu öffnen. Mehr nicht. Die Antwort auf die Frage, wie die Übung bei jedem einzelnen wirkt, kann bei jedem völlig verschieden sein. Deswegen rede ich in meinen Kursen auch nicht viel darüber. Wenn die Teilnehmer nach dem Yoga nach Hause gehen und erstaunt sind wie aufgeladen sie sind, wie neu geboren sie sich fühlen, dann ist dies das Ergebnis ihres eigenen Tuns bzw. Nicht – Tuns (loslassen können). Ich biete ihnen lediglich ein paar Hilfestellungen an. Ich erzähle den Leuten auch nichts vom Göttlichen in ihnen oder so, weil das für mich alles mit Ideologie zu tun hat. Das führt nur zur Intellektualisierung, die im Leben keines einzigen Menschen eine Verbesserung bewirkt. Ich will das jeder zu seinem eigenen Laboratorium wird, auf Entdeckungsreise nach Innen geht und eine Neugier an sich selbst entwickelt, die Spaß machen kann. Es ist ein Grundsatz des Yoga, dass alle Schüler dazu angeregt werden, selber die unbekannten Bereiche zu entdecken. Ich selbst versuche mich im Unterricht weitgehend zurück zu halten.
Wenn du dich nicht gerade mit Yoga beschäftigst, was machst du dann?
In erster Linie bin ich Berufsmusiker, und unterrichte Violine an der Kölner Jazzhausschule. Im Alltag übe ich täglich einige Stunden mein Instrument oder schreibe Musikstücke, was ich nicht tun könnte, würde ich keine Yogapraxis haben. Ich reise sehr gern, zur Zeit oft nach Sizilien um dort am Strand Yoga zu machen. Hierfür biete ich für den Herbst einen Yogaferienkurs an.
Wir bedanken uns bei Alexander Meyen für das Interview.
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Yogakurs: MegaHerz