25.08.- 15.09.2023 Foto Ausstellung – Waste and Wealth - Köln Ehrenfeld

Werke von Micha Ende Foto c Regina Nußbaum"Interview mit dem Autor, Fotografen und Filmemacher Micha Ende"

Der Autor, Fotograf und Filmemacher Micha Ende zeigt bis zum 15. September 2023 in den privaten Ausstellungsräumen Atelier Stammhirn, Stammstraße 44, in Köln-Ehrenfeld seine Foto-Präsentation „Distant Neighbours“ (Ferne Nachbarn) und Waste and Wealth (Verschwendung und Wohlstand). Die Werke erzählen von Müllsammlern in Brasilien, die auf der Mülldeponie Gericinó bei Rio de Janeiro und in Pune in Indien arbeiten. Ende arbeitet als freier Autor, Fotograf und Filmemacher und berichtet aus vielen Ländern Südamerikas für deutschsprachige Medien wie Stern, Geo, Spiegel, Focus, die Zeit und andere. Eingebunden ist die Werkschau von Micha Ende in sein Langzeit-Foto-Projekt „Distant Neighbours“, das er bereits 2008 in Brasilien und China startete. Seit 2018 präsentiert Ende mit dem Thema „Waste and Wealth“ (Verschwendung und Wohlstand) eine Reflexion über die Konsumgesellschaft mittels Ganzkörperportraits und grossformatigen, meist nächtlichen Landschaftsaufnahmen von Müllsammlern. 

Regina Nußbaum: „Was sind deine beruflichen Schwerpunkte?“ 

Micha Ende: „Das verändert sich im Laufe des Lebens: Ich bin Fotograf, Journalist, Autor, Filmemacher, Dozent und Kurator. Ich beschäftige mich aber immer seit meinen beruflichen Anfängen mit Fotografie und Geschichten um die Menschen in Text, Bild und Foto.“ 

Regina Nußbaum: „Wie kamst du jetzt zu der Ausstellung hier in Ehrenfeld?“ 

Micha Ende: „Über Patrick Askew vom Atelier Stammhirn. Das lief dann über das Allerweltshaus, die hatte ich kontaktiert und die wurden mir wiederum empfohlen vom Forum für Umwelt und gerechte Entwicklung (FUgE) in Hamm, wo ich auch mal das Projekt vorgestellt hatte. Das ist ein Netzwerk von NGO´s, die das Thema nachhaltige Landwirtschaft und Konsumverhalten interessiert. Da ist einerseits die Kunstszene und die NGO´s, die Organisationen, die sich dafür interessieren. Das ist ja kein kommerzielles Projekt. Die Menschen sehen sich die Bilder an und wollen etwas wissen über das Thema. Ich biete mit meinen Präsentationen einen Einstieg in das Thema Umgang mit der Natur, dem Müll und unser Konsumverhalten an.  Es gibt vier unterschiedliche Aspekte des Themas und ich arbeite seit 2018 mit dem Aspekt „Waste and Wealth“ (Verschwendung und Wohlstand) und seit 2017 mit „Harvest Handmade“ (Von der Hand in den Mund), dabei geht es um organische und natürliche Landwirtschaft und diese Teilbereiche gehen ineinander über. 40 Prozent dessen, was wir an Lebensmitteln produzieren, wandert in den Müll. Auf einem meiner Bilder sind Menschen zu sehen, die im Müll wühlen und die Geier fliegen drüber. Beide suchen das Ãœberleben im Müll. Und der andere Aspekt meiner Arbeit Organic Farming (Familienorienrtierte Landschaft) beschäftigt sich mit der Frage wie man daraus kommt? Monokulturen machen die Länder kaputt.“  

Regina Nußbaum: „Es ist ja schon seit längerem bekannt, dass bei diesem Thema ein Umdenken notwendig ist und zwar nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch. Hast du den Eindruck, dass da schon genug passiert?“ 

Micha Ende: „Nein, es reicht nicht, aber es ist auf jeden Fall ein Anfang. Das Thema Glyphosat und Monsanto ist hier nicht so bekannt. Die Chemiekonzerne erschufen Abhängigkeiten von ihren Produkten zur Schädlingsbekämpfung. Die Bauern geraten in Schulden-Abhängigkeiten, die Böden gehen kaputt, die Leute werden krank. Was als Green Revolution in Indien mal propagiert wurde und was ja auch viele Leute in den 60er und 70er Jahren aus dem Hunger gerettet hat, wird heute zum Damoklesschwert. Die Menschen dort gehen kaputt an diesen Monokulturen, in Brasilien ist das auch so. Die Landschaft wird ebenfalls zerstört. Mit meiner Arbeit will ich ein Zeichen setzen und Menschen aufrütteln mit meinen Bildern. Wenn ein Betrachter ein grossformatiges Bild von mir anschaut, steht ihm oftmals ein anderer Mensch gegenüber. Dabei geht es ja auch darum, diesen Betrachter nicht nur zu erschrecken und ihn mit einer anderen Realität zu konfrontieren, sondern einzuladen, tiefer in die Thematik der Schattenseiten unseres Konsumverhaltens einzutauchen.“

Regina Nußbaum: „Wie sind die Bilder entstanden?“ 

Micha Ende: „Mit viel Zeit. Ich lebte damals in Rio de Janeiro und ich bin in einem Zeitraum von acht Monaten ständig zu dieser Müllkippe hingefahren. Zuerst sagten die Menschen dort, da kommt wieder ein Fotograf. Ich habe die Leute dort fotografiert und ihnen auch Bilder geschenkt, private Fotos für sie selbst. Ich habe Nächte dort zugebracht und einfach zugehört. Die Menschen waren einfach so berührt davon, wenn sie feststellten, dass ich ihre Namen noch kannte, dass ich mich an ihre Familien erinnerte. Das hatte ich ganz am Anfang meines Berufsweges als Journalist gelernt und verstanden, dass es ohne Empathie nicht geht. Dadurch hatte ich auch niemals Probleme beim Fotografieren. Wenn jemand kein Foto von sich erlaubt, mache ich auch keines. Das ist eine Frage des Respektes.“ 

Regina Nußbaum: „Wie viel Zeit hast du inzwischen in dieses Projekt investiert?“ 

Micha Ende: „15 Jahre. Mich interessiert dieses Thema sehr und ich bin überzeugt davon, dass der regionale Anbau von Lebensmitteln machbar ist. Wir brauchen keine Kiwis aus Neuseeland oder das ganze Jahr über Tomaten aus Spanien. Der fatale Irrtum bei uns ist, dass wir glauben, immer alles sofort haben zu müssen.“

Micha Ende: „Dass die Menschen, die ich fotografierte, sich wirklich wahr genommen und wert geschätzt fühlten. Da ist ein Mensch, der sich wirklich für sie und ihre Geschichte interessiert. Dadurch entsteht Dankbarkeit.“ 

Regina Nußbaum: „Wie ist deine Arbeit in dein Leben eingebunden?“ 

Micha Ende: „Das geht ineinander über. Ich bin kein Fotograf von neun bis siebzehn Uhr. Ich lebe mit der Fotografie, ich recherchiere auch diese Produkte, höre viel Musik. Ich versuche eine Struktur in meinen Arbeitsalltag zu bringen und arbeite in drei Zeitzonen, Südamerika, Asien und Europa. Meine Arbeit ist Leidenschaft.“

Regina Nußbaum: „Deine Wahlheimat ist seit 1985 Brasilien. Bleibt das so oder willst du wieder zurück nach Deutschland?“

Micha Ende: „Jnein. Ich möchte in Köln landen und neue Projekt-Partner finden aus anderen Disziplinen. Ich will wieder unterrichten und diese Leute für mein Projekt begeistern. Mein Haus in Brasilien ist meine Fluchtburg. Wenn ich dort hin komme, sitze ich da und schaue den Tukanen zu, den Faultieren und den Affen. Das werde ich nicht aufgeben. Ich möchte die Jahre, in denen ich noch fit bin, nutzen, um das Projekt weiter zu führen. Die Vision, die diesem Projekt zugrund liegt, ist ja größer. Die Fotos sind ein Einstieg in das Thema, sie sind kein Selbstzweck. Mir geht es darum, dass sich Menschen und Organisationen für dieses Projekt begeistern und zusammen arbeiten. Ich versuche ja auch die Müllsammler aus Brasilien mit den Müllsammlern aus Indien zu vernetzen. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten sind Vernetzungen leichter möglich, ob es jetzt Video-Konferenzen sind oder Wissens-Transfer.“ 

Regina Nußbaum: „Vielen Dank für das Gespräch!“

Öffnungszeiten der Ausstellung:
25. August bis 15. September 2023
Mittwoch bis Samstag von 17 bis 21 Uhr.
Samstag, 2. September von 13 bis 22.30 Uhr. 

Kontakt:
Kurator: Micha Ende
me@micha-ende.photos
www.micha-ende.com
mobil: +49 1607049538 

Location Atelier Stammhirn
Patrick Askew
patricksq@yahoo.de
mobil: +49 1795415106 

Text + Fotos: ©Regina Nußbaum

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Nachrichten und Doku

Atemberaubender Saisonauftakt der NIGHT


Luc Ackermann NOTJ Munchen 2024 3N3A1383 webÜber 9.000 Besucher in der Olympiahalle München erlebten am Samstag ein Extremsportspektakel par excellence. Vor ausverkaufter Kulisse feierte die NIGHT of the JUMPs den gigantischen Auftakt in die Saison 2024. Mit dabei die beiden FMX Weltmeister...


weiterlesen...

Laufen, Feiern, Feierabend beim 15.


04 Firmenlauf Koln Rahmenprogramm Larasch GmbHBeim 15. Firmenlauf Köln am Mittwoch, 8. Mai, steht nicht nur das gemeinsame Laufen, sondern auch die Themen Party, Zusammensein und Musik im Mittelpunkt. Ein DJ sorgt schon vor dem Event für gute Stimmung und einer spannungsvollen Atmosphäre. Auf...


weiterlesen...

ANGA COM 2024: Jetzt anmelden für nur


  • csm ANGA COM 2024 9f5665d3deKongressmesse für Breitband, Fernsehen & Online vom 14. bis 16. Mai 2024 in Köln
  • Jetzt online: Programm der Innovation Stage in Halle 7 mit freiem Zugang für alle Besucher
  • Panels von Accenture, Egon Zehnder und des VATM für alle Messebesucher zugä...

  • weiterlesen...

    DEUTSCHER JAZZPREIS 2024 - Glückliche


    deutsche rJazz Preis• Erfolgreiche Verleihung des Deutschen Jazzpreises im E-Werk Köln mit Preisträger:innen in 22 Kategorien
    • Erste Pressefotos der Veranstaltung zum Download und Mitschnitt der Preisverleihung in der ARD Mediathek
    • Konzerte von Preisträger:innen und...


    weiterlesen...

    Ida Dehmel Kunstpreis der GEDOK 2024


    iris hoppeVerleihung des Kunstpreises an die Künstlerin Iris Hoppe und Ausstellung im Nassauischen Kunstverein in Wiesbaden.

    Der Ida Dehmel-Kunstpreis der GEDOK war 2020 zum 150. Geburtstag der Frauenrechtlerin und Kunstförderin Ida Dehmel (1870-1942) ins L...


    weiterlesen...

    Eis essen und Müll sparen -


    ReCiclo MehrwegbecherBergheim, 10. April 2024. Laut einer Untersuchung im Auftrag des WWF wurden im Jahr 2023 etwa 14,6 Milliarden Einwegverpackungen in Deutschland vertrieben. Der Mehrweganteil betrug nur 1,6 Prozent. Wie es anders geht, zeigt der Spezialist für Eisb...


    weiterlesen...
    @2022 lebeART / MC-proMedia
    toTop

    Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.