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GeniusLoci - Interview mit Agneta Dziubek

portrait_agneta_dziubek_qwDie Galerie-Graf-Adolf präsentiert in der Zeit vom 03. Juli bis zum 14. August 2010 kubistische und abstrakte Malerei von Hannelore Schleyer und Agneta Dziubek.

Agneta Dziubek

Durch Skizzen vor Ort erkundet die Künstlerin die Ausstrahlung, die Eigenheiten und architektonischen Charakteristika eines  Gebäudes oder einer Treppe. In ihren kleinformatigen Ölgemälden werden die Zusammenhänge der Treppe aufgelöst und seine Einzelelemente betont. Hierbei verwendet Dziubek gedeckte Farben, die durch verwandte und kontrastierende Farbakkorde subtil austariert werden.

Wir haben mit Agneta Dziubek ein Interview geführt, um mehr über sie selbst und ihre künstlerische Arbeit zu erfahren.

 

Welche Themenbereiche behandeln deine Bilder?
Meine Bilder stammen aus zwei Themenbereichen: Architektur und hier insbesondere Treppen; Abstraktion.
Sie erzählen Geschichten von Freude und Niedergeschlagenheit, Anziehung und Abstoßung, Flüchtigkeit und Ewigkeit, Chaos und Ordnung, Rationalität und Emotionen.
Mit Erlösung hat jedoch meine Malerei nur wenig im Sinn. Die Malerei befreit mich von gar nichts. Vielleicht hilft es mir, mich selbst besser wahrzunehmen. Ich mache Kunst und begreife das durchaus als etwas Hoffnungsvolles.

Du redest nicht gern über dich und deine Arbeit, weil du sagst Kunst ist etwas sehr persönliches. Wie meinst du das?
Ich lasse da schon sehr viel von mir selbst raus. Ich stelle etwas Persönliches in einen unpersönlichen Raum und ich weiß nicht, was dort mit meiner Kunst geschieht, wie sie aufgenommen wird.
Ich werde mich an dieser Stelle nicht äußern über den Inhalt meiner Bilder sondern über die Botschaft, die meine Bilder transportieren sollen. Sie dokumentieren meine Haltung, mein Interesse, also meinen Enthusiasmus. Den spüren zu wollen ist die essentielle Voraussetzung dafür, sich mit meiner Kunst auseinander zu setzten…
Ich gehöre nicht zu den Künstlern, die Bäume und Landschaften im Abendlicht malen. Ich verspüre einfach kein Bedürfnis, das zu tun.
 
Was für ein Bedürfnis dann?
Ich wünsche mir von meiner Kunst etwas Direktes und Befremdliches. Dass sie die Besucher entweder völlig kalt lässt oder aber ganz für sich vereinnahmt. Zitat: ,, Um eine Taube zu malen, muss man ihr zuerst den Hals umdrehen ,, Pablo Picasso. Am liebsten ist es mir, wenn sie uns kalt erwischt. Uns einfach umhaut und wir gar nicht erst dazu kommen, uns irgendwelche Geschmacksfragen zu stellen. Mir gefällt das Unvorhersehbare.
 
Was meinst du damit?
Eine Vision lässt mich nicht los: Ich gehe im Dunkeln eine Treppe hoch, möchte die letzte Stufe erreichen, doch weil ich schon oben bin, kommt keine mehr, und ich trete ins Leere, ins Nichts. Das ist ein seltsames Gefühl, welches ich dort verspüre. Meine Erwartung wird gebrochen.
 
Interpretierst du deine Kunst als eine Art Treppe - Brücke, als eine Art Versuchsanordnung zwischen Ebenen?
Sicherlich geht es mir um sehr präzise Erfahrungen, nicht um irgendetwas Beliebiges, Verspieltes. Das ewige up & down definiert mich. Natürlich habe ich am Ende keinen Einfluss auf die Rezeption. Aber ich kann klare Vorgaben machen.

Woher nimmstt du Energie?
Ich bin ja Künstlerin, weil ich etwas machen will. Leider gibt es aber immer wieder lange Phasen in denen ich nichts machen kann, weil mir nichts einfällt. Irgendwann fange ich an, irgendwas zu machen, unabhängig ob mit guter Idee, schlechter Idee, keiner Idee. Und gerade diese Dinge, die aus einer Sprachlosigkeit heraus entstehen, sind oft die wichtigsten. Sie führen zum Kern, zu der Frage, wer ich bin und warum ich überhaupt irgendetwas tun will.
 
8.upstairs_oel_auf_leinwand_100_cm_x_100_cm_Jahr_2009Verzweifelst du an deinem Drang zur Kunst?
Ja, daran, etwas tun zu müssen. Nur für kurze Zeit kann man sich der Illusion hingeben, man brauche eine gewisse Schaffenspause, eine Art Abstand. Nur wenn das zu lange dauert holt mich meine Vision wieder ein: ich gehe im Dunkeln eine Treppe hoch, möchte die letzte Stufe erreichen, doch weil ich schon oben bin, kommt keine mehr… etc.
Ich habe mich entschieden Künstlerin zu sein. Doch ich wusste nicht, wie. Ich dachte, ich probiere das aus und sehe, was passiert. Und je mehr ich versuchte, es herauszufinden, desto aussichtsloser wurde die Sache. Ich konnte mir kaum Material leisten. Heute ist das nicht viel anders. Manchmal entwickelt sich ein Projekt aus dem anderen. Aber meistens stehe ich wieder völlig am Anfang und muss mich für neu ergründen.

… und die Technik?
Meine Bilder sind immer das Resultat von etwas, das ich visuell wahrgenommen habe. Die Basis ist immer etwas, was du gesehen hast. Es ist überhaupt nicht gleichgültig, was man malt. Ich überlege mir ständig, bevor ich Dinge male, in wie weit sie tragfähig sind. Ein ausschlaggebendes Moment ist, dass ich etwas Spannendes entdecke, jedoch viel mehr geht es mir darum, auszutesten, wie schlicht oder unwichtig ein Motiv sein kann, um als Malerei noch zu funktionieren, ein Bild bis auf den Punk zu reduzieren, wo es noch oder nicht mehr fassbar ist, wo noch etwas unformuliert bleibt, kontrovers; das der Betrachter ihm noch etwas hinzufügt.
Das Medium ist hauptsächlich Öl. Ich liebe an dieser Technik die Direktheit des Verfahrens.

Wie blickst du in die Zukunft?
Ich bin bereit alles zu tun, was die Umstände erfordern, um meiner Intention gerecht zu werden.

Vielen Dank für das Interview

Interview in PDF: GeniusLoci - Interview mit Agneta Dziubek

Ausstellungsinformation: GeniusLoci

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