Interview mit Christian Hein
Christian Hein ist 1967 in Kösching geboren und lebt seit 20 Jahren in Köln.
In seinen Gemälden fängt der Künstler Momente ein, die einen alltäglichen präsenten oder touristischen Hintergrund haben.
Mit Ölfarbe malt Christian Hein auf unterschiedliche Textilienuntergründe. Die meist kleinformatigen Arbeiten zeigen Menschen in vielfältigen Situationen. Der erste Blick erfasst eine Figur, die in einer Landschaft ist und etwas tut. Durch Ruhe und eine sensible, detaillierte Darstellung, weckt der Künstler, ganz ungezwungen, Neugier. Der Betrachter nähert sich dem Bild und entdeckt in kleinen Details seine Figuren und deren Geschichten. Christian Hein gelingt es, Beziehungen von Menschen zu der dargestellten Situationen oder zueinander sichtbar zu machen. Meist stehen diese in einem Widerspruch zu dem anfänglich wahrgenommenen.
Sie haben die Möglichkeit die Arbeiten des Künstlers im Januar in der Gemeinschaftsausstellung "Farb-Stoffe" in der Galerie-Graf-Adolf zu betrachten.
Wir haben den Künstler getroffen und ihn zu seinen Arbeiten befragt.
Hallo Christian, was ist deine Motivation künstlerisch zu arbeiten?
Ich male, weil ich so die Welt in der ich lebe verstehe und sie so wahrscheinlich nur ertragen kann.
Du arbeitest mit Öl auf Stoff. Hierbei wählst du ganz alltägliche Stoffe aus. Welchen Hintergrund hat das?
Es ist für mich eine andere Form des Recycling. Wir haben viele Kleider und oft werden sie gesammelt und in „Drittweltländer“ geschickt. Deren Markt wird mit billigen Waren überschwemmt und die einheimische Textilindustrie geht kaputt. Das heißt man möchte etwas Gutes tun und bewirkt damit aber das Gegenteil. Dann finde ich es sinnvoller Bilder auf die alten Stoffe zu malen.
Welche Rolle spielen die Untergründe bei der Bildentstehung?
Das hat mehrere Aspekte. Zum einen setze ich Stoffe bewusst ein, um eine Beziehung zu dem Motiv herzustellen. Ich transportiere hiermit noch einmal mehr meinen Inhalt. Zum anderen lasse ich durch die Stoffe und die Figuren eine Räumlichkeit entstehen. Alle meine Arbeiten wirken räumlich durch Schattierung und Untergrundwahl.
Was reizt dich außerdem auf Textilien zu malen?
Es ist immer wieder eine Herausforderung mit den Materialien zu arbeiten. Jeder Untergrund nimmt die Farbe unterschiedlich auf. Somit experimentiere ich mit den Möglichkeiten oder kann gezielt Effekte nutzen. Manche Stoffe saugen die Ölfarbe auf, andere ziehen das Fett heraus.
Wie wählst du deine Motive aus?
Ich suche nicht direkt Motive. Ich überlege, was macht mir Lust, es zu malen? Wenn ich dann ein Motiv gefunden habe, dann setze ich mich intensiv damit auseinander. Ich stelle meine eigene Sicht dar.
Viele deiner Motive, hast du auf Reisen aufgegriffen. Warum?
Zum einen reise ich gern und zum anderen schaue ich mir hier genauer meine Umgebung an. Im alltäglichen Leben gehen viele Momente und Bilder einfach unter. Wenn ich aus dem Alltag heraus gehe, dann ist mein Blick ein anderer.
Du arbeitest zum Großteil auf kleinen Formaten. Beim ersten hinschauen sieht man nicht mehr, als eine Figur auf einem ungewöhnlichen Untergrund. Welche Gesichtspunkte stehen dahinter?
Ich möchte die Menschen dazu bewegen nicht einfach nur im Vorbeigehen meine Bilder wahr zu nehmen. Ich möchte, dass sie stehen bleiben und sich mit den Bildern und Motiven beschäftigen.
Wie erreichst du das?
Wie gesagt sind die Bilder meist klein und auf Stoffe gemalt. Außerdem baue ich kleine Details ein. Es sind Menschen, die irgendetwas tun. Ich erzähle deren Geschichte, wie ich sie durch meine Augen wahrnehme. Hierbei entstehen Widersprüche, die erst in der Auseinandersetzung mit dem Werk zu erkennen sind.
Welche Themen können die Menschen entdecken?
Ich stelle die Welt dar, wie sie sich mir zeigt. Ich nehme das wertlos auf und schließe mich selbst auch nicht aus. Es sind einfach Themen, die mich aktuell beschäftigen. Der Umgang mit dem Afganistan-Einsatz der Bundeswehr sind Themen, aber auch, was Menschen bei sich haben, wenn sie vom Strand nach Hause gehen und wie sie das tun? Natürlich spielt die Ästhetik hierbei auch eine gewisse Rolle.
Vielen Dank für das Gespräch!
Ilka Baum
Die Arbeiten von Christian Hein können Sie in der Zeit vom 09.01.2010 - 13.02.2010 in der Galerie-Graf-Adolf betrachten.
Ausstellungsinformation: Farb-Stoffe
Internetseite von Christian Hein www.xianhein.de