Rückblick auf 2019 zum Tag der Menschenrechte: Das Jahr der Proteste ist eine Verpflichtung für 2020

amnesty logo• Der friedliche Protest von Millionen Menschen hat das Jahr 2019 geprägt. Es wird deutlich: Die zunehmenden Angriffe auf die Menschenrechte werden nicht stillschweigend hingenommen.
• Deutschland ist 2020 gefragt, mit der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft, als Mitglied des UN-Sicherheitsrats und des UN-Menschenrechtsrats die Initiative zu ergreifen und international auf eine wirksame Durchsetzung der Menschenrechte hinzuarbeiten.
• Repräsentative Amnesty-Umfrage unterstreicht, dass die Bundesregierung mehr tun muss, um Menschen vor rassistischer Gewalt zu schützen.

Ägypten, Hongkong, Iran, Sudan oder Venezuela: Die Bilder von Millionen Menschen, die demonstriert haben, sind um die Welt gegangen. „Wir haben in den vergangenen Monaten eindrucksvoll erlebt, wie die Bevölkerung mit friedlichem Protest auf Angriffe durch Regierungen und Unternehmen auf ihre Menschenrechte reagiert hat“, sagt Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland, im Rückblick anlässlich des Tags der Menschenrechte am 10. Dezember. Doch während die Menschen ihr Recht auf Versammlungsfreiheit ausübten, zeigten Regierungen auch, wie gefährlich friedlicher Protest sein kann. „Mit teilweise erschreckender und tödlicher Menschenverachtung sind Sicherheitskräfte gegen friedliche Demonstranten in Ägypten, Hongkong, Iran, Irak oder auch in Venezuela vorgegangen“, sagt Beeko. „Dies verdeutlicht, wie wichtig weltweite Solidarität und die wirksame Durchsetzung internationalen Rechts und des internationalen Menschenrechtsschutzes sind – auf nationaler und internationaler Ebene.“

Die deutsche Bundesregierung besetzt im Jahr 2020 drei Schlüsselrollen der internationalen Bühne: Sie ist Mitglied im UN-Sicherheitsrat, wird einen Sitz im UN-Menschenrechtsrat haben und übernimmt die EU-Ratspräsidentschaft. „Die internationale Rolle, die Deutschland im kommenden Jahr zukommt, ermöglicht der Bundesregierung, ihrer Ankündigung einer an Menschenrechten orientierten Außenpolitik auch Taten folgen zu lassen“, sagt Beeko.

Dazu gehört auch ein entschiedenes Auftreten der EU gegenüber China, das u.a. geschätzt mehr als eine Million Uiguren in der Provinz Xinjiang interniert hat.
„In Zeiten systematischer Angriffe auf die Menschenrechte, darf es auch für die EU kein business as usual geben. Das Wegschauen und das Tolerieren schwerer Menschenrechtsverletzungen untergraben unsere internationale Ordnung. Ganz konkret sollte sich Berlin jetzt weiter für den ungehinderten Zugang internationaler Beobachter nach Xinjiang einsetzen“, so Beeko. Eine konsequent an den Menschenrechten orientierte Politik befürwortet auch eine absolute Mehrheit der deutschen Bevölkerung, wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Amnesty Deutschland ergeben hat. 77 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Druck der Bundesregierung auf Staaten, die Menschenrechte verletzen.

Ein entschlossenes Vorgehen ist auch im Umgang mit den großen Digital-Konzernen notwendig. „Unternehmen wie Google oder Facebook betreiben ein Geschäftsmodell auf Kosten des Rechts auf Privatsphäre von Millionen Menschen“, sagt Beeko. „Die Teilnahme am digitalen Leben darf aber nicht davon abhängig gemacht werden, dass wir irgendjemand die umfassende Erfassung, Überwachung und individualisierte Auswertung unserer persönlichen Daten erlauben müssen. Amnesty fordert die EU und die Bundesregierung dazu auf, ihre Bürgerinnen und Bürger wirksam vor Eingriffen der Tech-Konzerne in ihre Grundrechte zu schützen.“

Deutschland ist auch gefragt, bei der problematischen EU-Migrationspolitik auf konkrete Verbesserungen beim Flüchtlingsschutz hinzuwirken. „Menschen ertrinken im Mittelmeer, private Helfer werden kriminalisiert und diffamiert“, kritisiert Beeko. „Die Europäische Union als Friedensnobelpreisträger und einer der stärksten Wirtschaftsräume der Welt muss zu ihrer internationalen Verpflichtung stehen, schutzbedürftigen Menschen Zuflucht zu gewähren. Es braucht umgehend eine staatliche Seenotrettung im Mittelmeer. Schutzsuchende Menschen dürfen nicht nach Libyen gebracht werden.“ Die Amnesty-Umfrage zeigt, dass fast zwei Drittel der deutschen Bevölkerung (65 Prozent) die Einführung staatlicher Seenotrettung befürworten.

Innenpolitisch fehlen sichtbare und wirkungsvolle Schritte der Bundes- und Landesregierungen, um tatsächlich konsequent gegen täglichen Rassismus und Diskriminierung sowie rassistische, antisemitische und islamophobe Gewalt in Deutschland vorzugehen. „Der Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und der Anschlag auf die Synagoge in Halle mit zwei Toten zeigen, dass der Schutz vor Rassismus und Diskriminierung eine Frage der inneren Sicherheit ist“, sagt Beeko. „Dass rechtsextreme Gewalt oben auf der Agenda der Innenministerkonferenz vergangene Woche stand, ist ein Anfang. Jetzt müssen konkrete Schritte folgen: Der Nationale Aktionsplan gegen Rassismus muss endlich umgesetzt werden. Ebenso braucht es ein konsequentes Vorgehen gegen rassistische Netzwerke in Ermittlungs- und Sicherheitsbehörden.“ Die Bundesregierung hat hier einen klaren Auftrag, das sieht auch eine Mehrheit der Bevölkerung so: 60 Prozent der Befragten finden, dass die Bundesregierung nicht genug tut, um die Menschen vor rassistischer und antisemitischer Gewalt zu schützen. 60 Prozent sind der Meinung, dass menschenrechtsfeindliche Einstellungen in der politischen Debatte eher zunehmen, 55 Prozent sagen dies über die mediale Berichterstattung.

Quelle: www.amnesty.de

 

­

­

­

­

  • Der friedliche Protest von Millionen Menschen hat das Jahr 2019 geprägt. Es wird deutlich: Die zunehmenden Angriffe auf die Menschenrechte werden nicht stillschweigend hingenommen.
  • Deutschland ist 2020 gefragt, mit der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft, als Mitglied des UN-Sicherheitsrats und des UN-Menschenrechtsrats die Initiative zu ergreifen und international auf eine wirksame Durchsetzung der Menschenrechte hinzuarbeiten.
  • Repräsentative Amnesty-Umfrage unterstreicht, dass die Bundesregierung mehr tun muss, um Menschen vor rassistischer Gewalt zu schützen.
  • Die Ergebnisse der Umfrage finden Sie in Grafik- und Tabellenform auf bit.ly/AmnestyTagDerMenschenrechte2019

­

­

­

­

­

BERLIN, 9.12.2019 – Ägypten, Hongkong, Iran, Sudan oder Venezuela: Die Bilder von Millionen Menschen, die demonstriert haben, sind um die Welt gegangen. „Wir haben in den vergangenen Monaten eindrucksvoll erlebt, wie die Bevölkerung mit friedlichem Protest auf Angriffe durch Regierungen und Unternehmen auf ihre Menschenrechte reagiert hat“, sagt Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland, im Rückblick anlässlich des Tags der Menschenrechte am 10. Dezember. Doch während die Menschen ihr Recht auf Versammlungsfreiheit ausübten, zeigten Regierungen auch, wie gefährlich friedlicher Protest sein kann. „Mit teilweise erschreckender und tödlicher Menschenverachtung sind Sicherheitskräfte gegen friedliche Demonstranten in Ägypten, Hongkong, Iran, Irak oder auch in Venezuela vorgegangen“, sagt Beeko. „Dies verdeutlicht, wie wichtig weltweite Solidarität und die wirksame Durchsetzung internationalen Rechts und des internationalen Menschenrechtsschutzes sind – auf nationaler und internationaler Ebene.“

Die deutsche Bundesregierung besetzt im Jahr 2020 drei Schlüsselrollen der internationalen Bühne: Sie ist Mitglied im UN-Sicherheitsrat, wird einen Sitz im UN-Menschenrechtsrat haben und übernimmt die EU-Ratspräsidentschaft. „Die internationale Rolle, die Deutschland im kommenden Jahr zukommt, ermöglicht der Bundesregierung, ihrer Ankündigung einer an Menschenrechten orientierten Außenpolitik auch Taten folgen zu lassen“, sagt Beeko.

Dazu gehört auch ein entschiedenes Auftreten der EU gegenüber China, das u.a. geschätzt mehr als eine Million Uiguren in der Provinz Xinjiang interniert hat.
„In Zeiten systematischer Angriffe auf die Menschenrechte, darf es auch für die EU kein business as usual geben. Das Wegschauen und das Tolerieren schwerer Menschenrechtsverletzungen untergraben unsere internationale Ordnung. Ganz konkret sollte sich Berlin jetzt weiter für den ungehinderten Zugang internationaler Beobachter nach Xinjiang einsetzen“, so Beeko. Eine konsequent an den Menschenrechten orientierte Politik befürwortet auch eine absolute Mehrheit der deutschen Bevölkerung, wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Amnesty Deutschland ergeben hat. 77 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Druck der Bundesregierung auf Staaten, die Menschenrechte verletzen.

Ein entschlossenes Vorgehen ist auch im Umgang mit den großen Digital-Konzernen notwendig. „Unternehmen wie Google oder Facebook betreiben ein Geschäftsmodell auf Kosten des Rechts auf Privatsphäre von Millionen Menschen“, sagt Beeko. „Die Teilnahme am digitalen Leben darf aber nicht davon abhängig gemacht werden, dass wir irgendjemand die umfassende Erfassung, Überwachung und individualisierte Auswertung unserer persönlichen Daten erlauben müssen. Amnesty fordert die EU und die Bundesregierung dazu auf, ihre Bürgerinnen und Bürger wirksam vor Eingriffen der Tech-Konzerne in ihre Grundrechte zu schützen.“

Deutschland ist auch gefragt, bei der problematischen EU-Migrationspolitik auf konkrete Verbesserungen beim Flüchtlingsschutz hinzuwirken. „Menschen ertrinken im Mittelmeer, private Helfer werden kriminalisiert und diffamiert“, kritisiert Beeko. „Die Europäische Union als Friedensnobelpreisträger und einer der stärksten Wirtschaftsräume der Welt muss zu ihrer internationalen Verpflichtung stehen, schutzbedürftigen Menschen Zuflucht zu gewähren. Es braucht umgehend eine staatliche Seenotrettung im Mittelmeer. Schutzsuchende Menschen dürfen nicht nach Libyen gebracht werden.“ Die Amnesty-Umfrage zeigt, dass fast zwei Drittel der deutschen Bevölkerung (65 Prozent) die Einführung staatlicher Seenotrettung befürworten.

Innenpolitisch fehlen sichtbare und wirkungsvolle Schritte der Bundes- und Landesregierungen, um tatsächlich konsequent gegen täglichen Rassismus und Diskriminierung sowie rassistische, antisemitische und islamophobe Gewalt in Deutschland vorzugehen. „Der Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und der Anschlag auf die Synagoge in Halle mit zwei Toten zeigen, dass der Schutz vor Rassismus und Diskriminierung eine Frage der inneren Sicherheit ist“, sagt Beeko. „Dass rechtsextreme Gewalt oben auf der Agenda der Innenministerkonferenz vergangene Woche stand, ist ein Anfang. Jetzt müssen konkrete Schritte folgen: Der Nationale Aktionsplan gegen Rassismus muss endlich umgesetzt werden. Ebenso braucht es ein konsequentes Vorgehen gegen rassistische Netzwerke in Ermittlungs- und Sicherheitsbehörden.“ Die Bundesregierung hat hier einen klaren Auftrag, das sieht auch eine Mehrheit der Bevölkerung so: 60 Prozent der Befragten finden, dass die Bundesregierung nicht genug tut, um die Menschen vor rassistischer und antisemitischer Gewalt zu schützen. 60 Prozent sind der Meinung, dass menschenrechtsfeindliche Einstellungen in der politischen Debatte eher zunehmen, 55 Prozent sagen dies über die mediale Berichterstattung.

Für Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle.

­

­

­

­

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Nachrichten und Doku in Köln

Historische Sammlerstücke aus der Welt


Roncalli Ausstellungseröffnung 4.4.2024 in der Kassenhalle der Kreissparkasse Köln am Neumarkt Foto KSKAusstellung des Circus-Theaters Roncalli vom 4. bis 17. April  2024 in der Kassenhalle der Kreissparkasse Köln am Neumarkt 

Köln, den 4. April 2024 Das Circus-Theater Roncalli ist ein poetisches Schauspiel für Jung und Alt. Bereits seit den Anfang...


weiterlesen...

ANGA COM 2024: Jetzt anmelden für nur


  • csm ANGA COM 2024 9f5665d3deKongressmesse für Breitband, Fernsehen & Online vom 14. bis 16. Mai 2024 in Köln
  • Jetzt online: Programm der Innovation Stage in Halle 7 mit freiem Zugang für alle Besucher
  • Panels von Accenture, Egon Zehnder und des VATM für alle Messebesucher zugä...

  • weiterlesen...

    Atemberaubender Saisonauftakt der NIGHT


    Luc Ackermann NOTJ Munchen 2024 3N3A1383 webÜber 9.000 Besucher in der Olympiahalle München erlebten am Samstag ein Extremsportspektakel par excellence. Vor ausverkaufter Kulisse feierte die NIGHT of the JUMPs den gigantischen Auftakt in die Saison 2024. Mit dabei die beiden FMX Weltmeister...


    weiterlesen...

    12.04.- 15.04.2024 ORBIT – Festival für


    orbit festivalUnter der künstlerischen Leitung von Christina C. Messner und Sandra Reitmayer widmet sich ORBIT dem aktuellen Musiktheater in all seinen Formen und Farben. ORBIT steht für ein Genre, das die unterschiedlichen Sparten – Musik, Theater, Literatur, ...


    weiterlesen...

    Das Kölner Fahrradquiz geht in die 19.


    stadt Koeln LogoAb Montag, 15. April 2024, lädt die Stadt wieder alle Kölnerinnen und Kölner ein, ihr Wissen auf dem Gebiet der aktuellen Radverkehrsregeln zu testen. Ziel ist es, die Kenntnisse der Verkehrsregeln zu verbessern. Auch das Verständnis zwischen den ...


    weiterlesen...

    5 Jahre Gaffel Lauffreunde: Größte


    240411 Gaffel Lauffreunde Gaffel Lemon Foto Philipp Brohl honorarfreiKöln, 11. April 2024 – Die Gaffel Lauffreunde feiern in diesem Jahr ihr fünfjähriges Bestehen. Premiere hatte das gemeinsame Joggen am Rhein am 11. April 2019.

    „Seit der Gründung haben wir nicht nur die Laufwege Kölns erkundet, sondern auch gemein...


    weiterlesen...
    @2022 lebeART / MC-proMedia
    toTop

    Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.